Zeruya Shalev: Schmerz

Seit ihrem ersten Roman „Liebesleben“ (2000) gilt die israelische Schriftstellerin Zeruya Shalev als Spezialistin für die ambivalente Abhängigkeit, die Gefühle und Triebe verursachen können. Die Geschichte über eine junge Frau, die sich fast devot einem älteren Mann hingibt und in der Beziehung verliert, ist in eben jenem manischen Gedankenrausch verfasst, der weitere Romane prägte – […]

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Annette Pehnt: Hier kommt Michelle

Über dieses Buch kann man drei Geschichten erzählen. Die erste spielt in Freiburg, wo die Autorin Annette Pehnt („Insel 34“, „Mobbing“, „Haus der Schildkröten“) nicht nur lebt, sondern als Dozentin an der Pädagogischen Hochschule, die Lehrer ausbildet, markante Blicke auf studentische Frischlinge und den Unibetrieb wirft. Der tägliche Umgang hat sie zu einem kurzweiligen kleinen […]

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Michio Kaku: Abschied von der Erde

Michio Kaku sagt es mit erschreckender Selbstverständlichkeit: Unser blauer Planet wird eines Tages unbewohnbar werden. Schon jetzt sollten wir deshalb dringend über den «Abschied von der Erde» nachdenken. Ebenso verständlich wie informativ malt der Professor für Theoretische Physik an der City University of New York in seinem Buch alle Facetten eines potenziellen Umzugs der Menschheit ins All aus.
(erschienen in: NZZ am Sonntag, 28.4.2019)

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Alfred Kubin: 100 Jahre „Die andere Seite“

Es gibt einen Tag im Leben des Zeichners Alfred Kubin, da er nicht mehr leben mochte. Gewillt, sich am Grab der früh gestorbenen Mutter umzubringen, fährt er mit dem Zug von Klagenfurt nach Zell am See, wo er aufgewachsen war. Der Zug bleibt wegen Hochwassers stecken, und aus einem Tag werden gedehnte zwei, was den […]

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Eileen Chang: Das Reispflanzerlied

„Der Sonnenschein lag wie ein alter gelber Hund quer über der Straße und versperrte den Weg. Hier war die Sonne alt geworden.“ Hier – das ist in Eileen Changs 1955 in ihrem amerikanischen Exil erstpublizierten Roman „Das Reispflanzerlied“ die bedrückende Enge eines kleinen Dorfes im Süden Chinas Anfang der fünfziger Jahre. Nach der Bodenreform treten […]

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David Grossman: Der Rufer in der Wüste

Der Rufer in der Wüste Unterwegs zu den Orten der eigenen Angst: Der israelische Schriftsteller David Grossman trotzt mit seinem jüngsten Roman den Schrecken des Nahostkonflikts. Eine Begegnung mit dem diesjährigen Friedenspreisträger. Stimmen eröffnen David Grossmans Roman „Eine Frau flieht vor einer Nachricht“. Unsichere Fragen, vereinzelte Rufe im Dunkeln, noch bevor man einander sieht. Die […]

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Connie Palmen: Logbuch eines unbarmherzigen Todes

Connie Palmen beginnt 48 Tage nach dem Tod Hans von Mierlos mit ersten Notizen. „Ich wollte einen Roman schreiben, der den Titel Judas tragen sollte – und da starb mein Mann.“ Elf Jahre Leben teilte sie mit dem in den Niederlanden prominenten und beliebten Politiker. Ein paar Monate zuvor heiratete das Paar. Kann man als […]

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Paul Auster: Mann im Dunkel

von Anja Hirsch   21 Jahre sind vergangen, seitdem Paul Auster im „Land der letzten Dinge“ unterwegs war – jenem Roman, der sich von all seinen anderen Romanen unterschied, weil er so gnadenlos den Geruch des Todes in die Nase trieb. Er war erstaunlich geradlinig erzählt, die Endzeitstimmung allgegenwärtig. Nie danach schrieb Auster so konsequent […]

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Felicitas Hoppe: Auf der Reise zur Jungfrau in Waffen

Es kommt darauf an, die Deutlichkeit zu bekämpfen – Felicitas Hoppes „Johanna“, von Anja Hirsch   Geschichten schreiben heißt für Felicitas Hoppe seit je Geschichte schreiben. Und wer die fantastischen Texte dieser mit Rittern einen vertrauten Umgang pflegenden Schriftstellerin kennt, ist mit Sicherheit vor dem Fehler gefeit, bei der Ankündigung von „Johanna“ einen historischen Roman […]

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Gerhard Roth: Entdeckungen im Inneren von Wien

Wäre Gerhard Roth nicht Schriftsteller geworden, beugte er sich wohl gerade, etwa als Insektologe, über die besondere Spezies eines Schmetterlings. Vielleicht arbeitete er auch als Wurmspezialist wie jene „feine Dame“ im Naturhistorischen Museum von Wien, „die jedes einzelne ihrer Tausenden, in klarem Alkohol und Zylindergefäßen aufbewahrten Tierchen liebt“. Jetzt, als Autor, liebt Roth die Tiere, […]

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Karl Friedrich Borée: Frühling 45

Frühling ’45 kurz vor Kriegsende in Berlin. Herr Stein ist mit Frau und 28jähriger Tochter mit letzten Habseligkeiten unterwegs, raus aus der Gefahrenzone im Stadtzentrum. Am äußersten Zipfel Berlins, vermutlich Frohnau nachempfunden, wo der Autor dieses Romans selbst letzte Bombennächte erlebte, wartet ein neues Quartier. „Wir gingen schweigend, zweifellos machte uns alle drei der Eindruck […]

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Hanns-Josef Ortheil: Der Stift und das Papier

Hanns-Josef Ortheil, geboren 1951, ist der Schriftsteller, der nicht sprach. In „Die Erfindung des Lebens“ (2009) erzählt er eindrucksvoll, wie er im dritten Lebensjahr verstummt war, zusammen mit der Mutter. Sie hatte während des Krieges und danach vier Söhne verloren. Vielleicht imitierte er sie. Vielleicht körperte sich die Trauer der Mutter tief in den einzig […]

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Thema Lieblings-Romanfigur: Bastian Balthasar Bux

Lesen kann ein durch und durch körperlich ergreifender Vorgang sein. Das erleben wir an keiner Romanfigur so deutlich wie an Bastian Balthasar Bux, dem „kleinen, dicken“ Jungen, der in Michael Endes „Unendlicher Geschichte“ eben diese einem Buchhändler entwendet. Versteckt auf dem Speicher seiner Schule, versinkt Bastian buchstäblich in der Welt, von der er dann liest: […]

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Edmund de Waal: Scherben machen glücklich

Edmund de Waal, Keramikkünstler und Autor, lädt zu einer Reise durch die Geschichte des Porzellans.   Eines vorweg: Eine Porzellan-Teeschale wird man nach diesem Buch mit Anmut benutzen – sofern man es nicht schon tut. Man fühlt und würdigt die Herkunft des über tausend Jahre alten Materials. Dessen Geschichte erzählt hier ein Fachmann: Der britische […]

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Amélie Nothomb: Die Kunst, Champagner zu trinken

Alkohol kann schon mal die Sinne vernebeln. Aber einen Orgasmus auslösen? Das zumindest samt Halluzination suggeriert die belgische Schriftstellerin Amélie Nothomb in ihrem neuen Roman „Die Kunst, Champagner zu trinken“. Rausch war ja mal eine antike Praxis, elitär und zu unrecht vulgär in Verruf geraten. Auf der Suche nach einer Saufkumpanin, welche die Vorliebe für […]

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Pierre Bost: Bankrott

Gute Unternehmerromane zeichnen sich dadurch aus, dass sie beides tun: die Strukturen der Machtapparate ausleuchten; und Charakterstudien liefern. Der französische Autor Pierre Bost (1901-1975), in den zwanziger bis vierziger Jahren äußerst erfolgreicher Autor und Journalist und glücklicherweise gerade wiederzuentdecken, verzaubert überdies noch mit seiner Sprache. Sie klingt auch in der deutschen Übertragung von Rainer Moritz […]

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Reportage: Yoga-Wohlfühlurlaub in der Casa el Morisco

„Weichei“. So das Urteil unserer 16jährigen Tochter. Ich habe ihr ein Foto von ihrem Vater geschickt, wie sie ihn noch nicht kennt: im Lotussitz, die Hände locker auf den Knien, die Handflächen nach oben geöffnet. Die Augen geschlossen, lächelnd. Eine friedliche Szene. Er sitzt auf einem kleinen Kissen in einem achteckigen Tempel, vor ihm ein […]

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Jonas Lüscher: Völlig pleite zwischen Kamelen

Kamele sind bemitleidenswerte Tiere. Kürzlich hatte es ein Kamel in die Schlagzeilen geschafft, als der französische Präsident François Hollande ein solches, als Gastgeschenk erhalten, wegen seiner vielen Termine nicht selbst betreuen konnte. Er parkte es deshalb bei einer Familie, die das Kamel schlachtete, was so nicht beabsichtigt war. Kamele bebildern auch Jonas Lüschers hinreißend altmodisch […]

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Patrick Roth: Sunrise. Das Buch Joseph

Auf den ersten Blick ist dieser Roman eine Zumutung. Entweder also, man flüchtet. Oder man duckt sich in diese Sprache hinein, schmeckt ihr nach, lässt sich öffnen und in Erwartung versetzen durch die Verzögerung, mit der hier allein durch das Zurückhalten des sinnstiftenden Wortes jeder Satz quasi erst im Rückwärtsgang verstanden werden kann. Patrick Roth […]

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Christine Lavant: Das Wechselbälgchen

Ein vor Jahren erschienenes Postkartenbuch zeigt die österreichische Schriftstellerin und Künstlerin Christine Lavant in verschiedenen Zusammenhängen. Man sieht die 1915 in Kärnten geborene Dichterin oft mit einem Kopftuch und tiefen Augenringen, die der mit ihr befreundete Künstler Werner Berg in einem Holzschnitt extra betonte, so dass Christine Lavant darauf fast so gespenstisch aussieht wie eine […]

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Paula Fox: Woraus wir gemacht sind, ist bloß geliehen

Ihre Erzählungen sind Forschungsreisen in den Kontinent menschlicher Schwächen, ihre Biographie ist ein ergreifendes Dokument von Verlust und Tapferkeit: Zwei neue Bücher spiegeln die Größe der amerikanischen Autorin Paula Fox. Ein Mann erhält nach Jahren Kontaktstille einen Brief von einem ehemaligen Schulfreund. Er antwortet ihm. Und weil sich oft erst beim Briefeschreiben ein Abgrund öffnet, […]

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Bernd Brunner: Porträt

Der Mensch und der Mond führen eine merkwürdige Beziehung. Distanziert, muss man wohl sagen. Aber keineswegs ohne Leidenschaft. Was vielleicht daran liegt, dass man so lange so wenig voneinander wusste. Welche Geschichten fantasiebegabte Menschen im Laufe von Jahrhunderten auf die Umlaufbahn schickten, erfährt man in Bernd Brunners Buch „Mond. Die Geschichte einer Faszination“. Und so […]

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Ulla Hahn: Aufbruch

Hilla Palm – das ist, obwohl gern vermutet, nicht etwa eine Anspielung auf Hildegard Domin, die Lyrikerin und eine verheiratete Palm. „Dat“ Hilla und auch der Nachname Palm sind schlicht beliebte Kölscher Name. So beliebt, dass Ulla Hahn, selbst bekanntlich auch Lyrikerin, in ihrer autobiografisch grundierten Prosa ihre Protagonistin eben Hilla Palm nannte. Das erzählt […]

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Chaim Be’er: Bebelplatz

Es ist Nacht, als ein israelischer Schriftsteller, während einer Konferenz zu Gast in Berlin, auf den Bebelplatz, vormals Opernplatz tritt. Zu seinen Füßen betrachtet er die in den Boden vom Künstler Micha Ullman eingelassene Glasplatte, darunter den leuchtend weißen Raum mit leeren Regalen, der an die Bücherverbrennung mahnt. Hier, sagt sein Begleiter Schlomo Rappoport, Antiquar […]

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Carl-Henning Wijkmark: Nahende Nacht.

Gemeinhin folgt man Ich-Erzählern recht gerne in ihre Gedankenwelten. Jedenfalls dann, wenn sie entsprechend packend erzählen können. Zu wissen, dass der Erzähler seinem baldigen Tode entgegen denkt – wie in Carl-Henning Wijkmarks Roman „Nahende Nacht“ – erfordert hingegen ein besonderes Vertrauensverhältnis. Was, wenn er uns in Abgründe zieht, die wir jetzt noch nicht erkunden wollten? […]

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John Berger: Mit Hoffnung zwischen den Zähnen

Buchrezension, WDR 3, Mosaik, Redakteur: Adrian Winkler, Autorin: Anja Hirsch   Anmoderation: Ein Bild ist nicht nur ein Bild. Jedenfalls nicht, wenn der englische Schriftsteller und Kunsttheoretiker John Berger es in Augenschein nimmt. Seine intimen Beschreibungen von Fotografien, Gemälden, von Lebens-Szenen sind Legende. Und sie gehen immer weit über ihren Gegenstand hinaus. Schon früh hat […]

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